Mit dem Sofakissen ins Glück

Cristina Wunder

Artikel geschrieben von:

Cristina

William lief unruhig in der Wohnung auf und ab. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Etwas hatte William nämlich in seiner Euphorie nicht bedacht… Wie kamen sie an das Konzert? Auf keinen Fall zu Fuss. Febi war noch nicht fit genug. William ging alle Szenerien im Kopf durch. Mit ÖV? Keine Chance; kein Bus fuhr so weit raus. Pferdekutsche? Sehr romantisch, aber kurzfristig nicht machbar.

Mit dem Auto? Keine Option; der Weg dorthin war schmal, holprig und führte durch einen Wald. Aber es musste doch eine Lösung geben!

Da kam ihm ein Blitzgedanke. Mit dem Fahrrad würde er sie dorthin bringen. Glücklich über seine so geniale Lösung, wie er fand, ging er in die Garage, um sein Konzert-Taxi aufzurüsten.Die Reifen wurden aufgepumpt, das ganze Fahrrad auf Hochglanz poliert, der Gepäckträger kontrolliert, damit Febi darauf Platz nehmen konnte. William begutachtete sein Werk. Hmmm…, da fehlte noch ein wichtiges Element, damit sich Febi auch wohl fühlen würde auf dieser abenteuerlichen Fahrt.

Zurück in der Wohnung schnappte er sich ein grünes Sofakissen und stattete damit sein jetzt kostbares Vehikel aus.

Strahlend empfing er seine Freundin schon an der Haustüre. «Zieh dir etwas Bequemes an, es gibt eine Überraschung!»

«Überraschung? Was für eine Überraschung? Sag schon!», wollte Febi gleich wissen und probierte, das Geheimnis herauszufinden, in dem sie ihn mit ihren wunderschönen warmen Augen ansah. Aber heute wirkte der schmachtende Rehaugenblick nicht. William blieb verschwiegen und führte sie zu seinem mit dem Sofakissen ausgestatteten Velo.

William hob die zarte Febi einfach hoch und setzte sie auf den gepolsterten Gepäcksitz.

Und dann gings los. Ja, William musste schon ordentlich in die Pedale treten, denn der Weg ging nicht nur über Stock und Stein, sondern führte auch einen Hang hinauf. Und dann wieder steil nach unten. Hui… Febi musste sich an William festhalten, um nicht von ihrem Taxi zu fallen.

Vorbei an goldenen Feldern und grünen Wiesen, den Duft des Sommers in der Nase sausten die zwei im langsam dämmernden Abend geradewegs ins Glück. Die zierliche Italienerin mit den üppigen Locken und nun vor Aufregung geröteten Wangen mit ihrem wunderbaren, sportlichen Verlobten.

Immer wieder fragte Febi neugierig nach: «Wohin geht es?»

Aber William konnte sowieso nicht antworten, er brauchte seine ganze Puste, um sie beide heil ans Ziel zu bringen.

Und endlich nach fast 45 Minuten Abenteuerreise waren die ersten Klänge der Musik zu hören und der Wald öffnete sich, um auf einer Lichtung eine hellerleuchtete Bühne freizugeben.

Vor Rührung brachte Febi erst Mal kein Wort heraus und so umarmte sie William einfach. Und genau in solchen Momenten wusste sie, warum sie diesen Mann so sehr liebte.

Es wurde ein toller Sommerabend mit viel Liebe, Musik von Seven und Freude.

Und ja… sie mussten wieder nach Hause radeln…

Und natürlich war das besagte Sofakissen an unserer Trauung dabei und wurde kurzerhand mit den Liebeserklärungen geschmückt und zum Glücksbringer auserwählt

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